Stille hat einen Ort – auch auf der Messe

In den Hallen geht es um das Neuste vom Neuen, Hektik ist angesagt, Business überall: Es ist CeBIT in Hannover, die weltgrößte Computerfachmesse. Kaum einer erwartet es hier, mitten in all dem Trubel einen Ort der Stille zu finden, und doch gibt es ihn: im Kirchen-Center mitten auf dem Messegelände Hannover.

Einige finden die Kirche eher zufällig. „Lass uns mal einen Blick hinein werfen“, hört man noch in normaler Lautstärke. Doch sofort, nachdem sie eingetreten sind, werden sie leise. Der Raum lädt ein zur Stille. Man kann in Bibeln blättern, die in 48 Sprachen dort ausliegen. Die Broschüre, die einerseits kurz über die Kirche informiert, andererseits Texte für die persönliche Andacht enthält, wandert in die Werbetasche zu den Prospekten von Nokia oder Microsoft. Dann gehen Sie schon wieder. Andere tauchen regelrecht ab, versinken in sich, während draußen, unhörbar, der Messealltag braust. Hier drin geht es nicht um Geschäfte, hier zählt nicht das neueste Produkt.

Leicht zu finden ist es nicht, das Kirchen-Center. Zwar ist es neuerdings mit einem Icon auf den offiziellen Lageplänen der Messe verzeichnet, trotzdem ist der Raum an der Seite des Informations-Centrums IC nur durch ein silbernes Kreuz und den Schriftzug ,Kirche“ zu identifizieren. Kein Kirchturm, kein Geläut, nichts, was dieses Angebot der Kirchen weithin sichtbar machen würde. Aber dennoch ist der Andachtsraum nie leer.

Stille umfängt einen, man kommt in eine andere Welt. Ein eher schlichter Raum, in dem man entspannen und zu sich selbst finden kann, eine ,Insel im stürmischen Heer“, wie jemand es im Gästebuch benannt hat. Aber es gibt auch Angebote der beiden christlichen Kirchen. Je ein evangelischer Pastor der Landeskirche Hannovers und ein katholischer Pater der Diözese Hildesheim sind freigestellt für den Dienst im Kirchen-Center. Pater Terliesner erzählt, daß schon seit mehr als 30 ]ahren die Kirche auf der Hannover-Hesse vertreten ist. Und sie wird angenommen: Die Gottesdienste und Heiligen Messen, die hier regelmäßig gefeiert werden (an Werktagen 12.00 Uhr HI. Messe, 13.00 Uhr Ev. Mittagsgebet; samstags zusätzlich 18.15 Uhr HI. Messe, sonntags 5x HI. Messe, 2x Ev. Gottesdienst mit Abendmahl) sind immer sehr gut besucht. Vorrangig ist es das Standpersonal, das die Gottesdienstgemeinde bildet, Menschen also, die sich schon drauf eingestellt haben. Aber sicher auch Besucher. Im Gästebuch steht: „Das Vater Unser in vielen Sprachen gleichzeitig zu beten und zu hören, war eine wichtige Erfahrung des Getragenseins“. Neben diesen Gottesdiensten besteht auch immer die Möglichkeit zu einem seelsorgerlichen Gespräch (oder, wie es in englisch an einer Tafel steht ,need somebody to listen to you“). Auch solche Angebote werden genutzt. Dafür gibt es einen separaten Raum, der die Intimität solcher Gespräche gewährleistet.

Das Kirchen-Center ist nicht nur zur CeBIT geöffnet, sondern praktisch zu jeder Messe auf dem hannoverschen Messegelände.

(c) Jens-Erik Paul 2001
für www.predigten.de