Schräg da drüben

Schon wieder so ’ne blöde Sitzung,
ich kämpfte mit dem Schlaf.
Die Plätze besetzt, nur einer noch frei,
und der war schräg da drüben.

Doch plötzlich ging die Sonne auf,
und sie nahm einfach Platz.
Hätt‘ was gegeben, wär‘ neben mir frei,
nun saß sie schräg da drüben.

Und ich dachte: „Oh Mann!“
Und ich dachte: „Das kann
doch nicht wahr sein!“
Und ich dachte: „Na los!“
Und ich dachte: „Wenn bloß
mich der Mut nicht verläßt
schräg da drüben!“

Ich sah sie in der Pause lachen
und war elektrisiert.
Sie war die Frau, von der ich geträumt,
und scherzte schräg da drüben.

Und ich dachte: „Oh Mann!“
Und ich dachte: „Das kann
doch nicht wahr sein!“
Und ich dachte: „Na los!“
Und ich dachte: „Wenn bloß
mich der Mut nicht verläßt
schräg da drüben!“

Und als ich endlich neben ihr stand,
da lächelte sie mir zu,
sie stieß mit mir an und sagte dann:
„Ich muss jetzt geh’n, mein Freund wartet schräg da drüben!“

Und ich dachte: „Oh Mann!“
Und ich dachte: „Das kann
doch nicht wahr sein!“
Und ich dachte nichts mehr
und sah ihr hinterher
meine Traumfrau geht immer
schräg da drüben!

(c) Jens-Erik Paul (1995)
aus: „Reif für die Insel“ 1995