Der Drachen, der ein Vogel sein wollte

Als Drachen flieg ich hoch wie nie
in Farben voller Phantasie.
Das Feld vor mir war der Beginn,
jetzt zieh ich zu den Wolken hin.

Es liegen Wasser, Erde fern,
ich habe diese Weite gern.
Ich schwebe über Meer und Strand,
genieße Leichtigkeit rasant.

Die Winde tragen mich empor,
ich komm mir wie ein Vogel vor,
der frei umherfliegt auf der Welt,
dem Ungebundenheit gefällt.

Doch wenn ich richtig fliegen will,
dann hält die Leine mich ganz still.
Das ärgert mich; doch umgekehrt
weiß ich, dass ich gehalten werd‘.

(c) Jens-Erik Paul (1995)
aus: „Reif für die Insel“ 1995