Christoph Martin Wieland

05.09.2008, 275. Geburtstag (1733 – 1813)

Christoph Martin Wieland war Dichter, Übersetzer und Herausgeber zur Zeit der Aufklärung. Zwar begann er erst ein Philosophie-, dann ein Jurastudium (letzteres an der Universität in Tübingen), aber seine eigentliche Passion war die Literatur.

Er wurde in Oberholzheim bei Laupheim als Sohn des Pfarrers Thomas Adam Wieland geboren. Aufgewachsen in Biberach, dichtete Wieland schon mit zwölf Jahren in deutsch und Latein und hatte mit 16 schon fast alle römischen Klassiker gelesen. 1747 kam er an das pietistische Internat zu Kloster Berge bei Magdeburg und wurde dort zu einem großen Verehrer des Dichters Friedrich Gottlieb Klopstocks. Das Jurastudium, welches er 1750 in Tübingen aufnahm, mochte er nicht so. Lieber widmete er sich der Literatur und Schreiben eigener poetischer Werke. In seinen Erstlingswerken war eine deutlich christliche Richtung spürbar. Sie waren gekennzeichnet durch eine pietistische Schwärmerei. Dabei wandte er sich explizit gegen jede erotische Poesie.

Vom Pietisten zum Schriftsteller der Aufklärung

Bald jedoch vollzog sich in Wieland durch den Einfluss der Schriften von Lukian, Horaz, Voltaire und anderen eine vollständige Umkehr. Auf dem Schloss Warthausen vollendete er seine „Bekehrung“ ins Weltliche: „Nicht Liebe und Geist, sondern Geld und Verstand herrschen in der Welt, ja wer mit den Idealen wirklich Ernst macht, ist sicher, elend zu werden.“ Erst jetzt setzt in seiner schriftstellerischen Tätigkeit jene Schaffenskraft ein, die seine Bedeutung für die nationale Literatur begründet. So begann er 1761 seinen erfolgreichen Roman „Agathon“ und begann ein Jahr später mit der Übersetzung der Werke William Shakespeares, die das Theaterleben Deutschlands entscheidend prägten. Wieland stand nun für eine Philosophie der heiteren Sinnlichkeit, Lebensfreude und Anmut, die in vollem Gegensatz zu den christlich-pietistischen Anschauungen seiner Jugend standen. Er entwickelte sich zu einem der einflussreichsten Schriftsteller der Aufklärung und beherrschte sowohl die Satire als auch die Literaturkritik.

In seinem Geburtshaus in Oberholzheim ist ein kleines Gedenkzimmer eingerichtet, in seiner Vaterstadt Biberach gibt es das Wieland-Archiv und einen Wieland-Schauraum. Wielands Gartenhaus in Biberach beherbergt die ständige Ausstellung „Gärten in Wielands Welt“. Außerdem verleiht das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg alle zwei Jahre den Christoph-Martin-Wieland-Preis, der für herausragende Übersetzungen verliehen wird.

(c) Jens-Erik Paul 2008
für Pressestelle der Ev. Landeskirche in Württemberg