Vom Bauern über den Pfarrer zum Landesbauernpfarrer

Willi Mönikheim wurde in den Ruhestand verabschiedet

Willi Mönikheim lebt die Theologie von der Basis her, mit den Menschen und ihren Talenten. Sie kann er begeistern – ob als Gemeindepfarrer oder als Landesbauernpfarrer. Dabei hat er eigentlich Landwirt gelernt.

Dass der einzige Sohn der Familie den Bauernhof übernimmt, ist Tradition. Auch auf dem Hof in Ebertsbronn bei Weikersheim, auf dem Willi Mönikheim aufwuchs, war das so. Obwohl sein Lehrer eher ein Studium empfahl, war für ihn klar: Er wird Landwirt. Das Leben mit Tieren in ländlicher Umgebung hat er genossen. Nebenbei war er aktiv in der evangelischen Jugendarbeit, mit 24 Jahren fungierte er als Lektor und hielt Gottesdienste.

Ein Sturz ließ ihn alles noch mal überdenken

Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre begann der Strukturwandel in der Landwirtschaft. Viele Höfe mussten ausbauen, um zu überleben. Mönikheim wollte in seinen Hof investieren und ihn erweitern. Gerade in diese Entscheidung hinein kam plötzlich der Schock: Er fiel beim Streichen eines viereinhalb Meter hohen Hochsilos von der Leiter und schlug auf dem harten Betonboden auf. Dieses Erlebnis ließ ihn alles nochmals überdenken. Was wäre, wenn er Geld investierte und dann ausfiele? Alles umsonst? Gibt es da nicht noch was anderes? So kam es, dass er sein Hobby – das Engagement in der Kirche – zum Beruf gemacht hat. Auf dem zweiten Bildungsweg studierte er Theologie und wurde Pfarrer. Erst in Pfedelbach bei Öhringen, 1981 wechselte er bewusst in die Dorfgemeinde Gaggstatt. Aus fünf geplanten Jahren wurden 20. In dieser Zeit hat er die Menschen überzeugt und begeistert. Mönikheim hat als Pfarrer einen ganzheitlichen Ansatz: Für ihn muss Theologie von der Basis her gelebt werden, mit den Menschen, mit ihren Talenten. „Nicht nur das Evangelium predigen, sondern es auch leben!“ Als dann auch noch das Fernsehen kam, um in „seiner“ Jugendstilkirche die ersten Folgen der Fernsehserie „Pfarrerin Lenau“ zu drehen und zufällig die Pfarrscheune freistand, hat er die Gemeinde aktiviert und mit ihr eine Bewirtungsgelegenheit für Ausflugsgäste geschaffen. Dass es für die Gemeinde Gaggstatt auch ein Leben nach diesem Pfarrer geben könnte, konnten sich viele Leute gar nicht vorstellen: „Wenn der geht, geht hier nix mehr“. Doch es geht. Viel von dem, was Mönikheim aufgebaut hat, besteht auch weiterhin.

Neue Aufgabe: Landesbauernpfarrer

Als Mönikheim vor sieben Jahren die Chance erhielt, Leiter der Ländlichen Heimvolkshochschule in Waldenburg-Hohebuch zu werden, nahm er sie wahr. Mit dieser Stellung ist auch das Amt des Landesbauernpfarrers verbunden. Von dem Teamgeist, der in dieser Einrichtung herrschte, war er begeistert. „Das hat gut getan“, sagt er mit einem Leuchten in den Augen. Am Anfang seiner Zeit in Hohebuch stand die Schule sogar vor der Schließung. Doch Mönikheim begeisterte mit Bildungsthemen, die die Menschen interessieren und steigerte so die Teilnehmerzahlen. Wenn 50 Leute aus dem ganzen Land zu einer Bibelwoche zusammenkamen, gemeinsam hörten und von sich erzählten, war das für ihn immer ein ganz intensiver Austausch unter den Menschen.

Als Landesbauernpfarrer hat er Erntebittgottesdienste ebenso wie Gesprächskreise zu Gentechnik veranstaltet, beriet seelsorgerisch bei Generationskonflikten auf dem Hof – die es heute mehr denn je gibt. Dabei bleiben ihm die Begegnungen vor Ort in Erinnerung. Gastfreundschaft und Offenheit hat er überall erfahren. Wenn er aber auf die Gremien der Kirche zu sprechen kommt, merkt man, dass er ein Mann der Tat und weniger des Wortes ist. Bei seiner Einführung sagte der Prälat Paul Dieterich: „Bauern brauchen Leute, die eine Lippe für sie riskieren“. Das hat Mönikheim so nicht gemacht, sich auch keine blutige Nase geholt. Seine Art ist es eher, zuzuhören und dann Sprachrohr zu sein, diplomatisch – nicht laut.

Ein Sabbatjahr ist geplant

Was bleibt? Bei dieser Frage stellt er lieber das in den Vordergrund, was alle zusammen geschafft haben. Und freut sich, dass es bleibt: „Wir sind der Kirche dankbar, dass die Stelle des Landesbauernpfarrers in vollem Umfang erhalten bleibt.“ Denn eigentlich ist es keine Bauernarbeit, sondern kirchliche Erwachsenenbildung im ländlichen Raum, für die das Bauernwerk steht. Für diese Arbeit hat Willi Mönikheim sich verausgabt, dabei auch seine körperlichen Grenzen gespürt. Darum will er jetzt mit seiner Frau ein Sabbat-Jahr einlegen. Es soll ein Jahr werden ohne Termine, um diese neue Lebensphase ganz bewusst zu genießen. Das soll aber nicht heißen, dass er nichts mehr vorhat. Seine Mundartpredigten will er schon weitermachen – nach der Auszeit. Auch seine rund 90 Tauflieder, die er bei Zeitdruck auch schon mal in der Synode geschrieben hat, bedürften eigentlich noch einer Überarbeitung. Vielleicht wird ja ein Buch daraus?

(c) Text und Bild Jens-Erik Paul 2008
für Pressestelle der Ev. Landeskirche in Württemberg