Ich gebe in den Automaten einfach meine Wünsche ein, bezahle mit meinen guten Werken (große Kollekte, nette Sachspende etc.) und mittels des Pray-O-Mat 2000 erfüllt Gott meine „Gebete“. Damit kann ich mir dann alles erfüllen, was ich schon immer einmal haben wollte. Egal, ob es das große Geld ist, das Glück, die ewige Jugend oder die Gesundheit. Gott wird es schon richten – Gott als Automat.
Manchmal ist es schade, daß es nicht so ist. Gott als guter Geist aus Aladins Wunderlampe, warum nicht? Er würde alles richten, was wir in den Sand gesetzt haben. Ob das die Rivalitäten zwischen den Völkern sind, die er schlichtet, bevor sie sich in Bürgerkriegen entladen oder ob das die Abgase der Industrie sind, die er höchstpersönlich reinigt, bevor sie unsere Umwelt belasten. Ach wäre das schön, so einen Helfer in der Not zu haben!
Aber was ist das für Not, was ist das für ein Helfer? Die Nöte, die wir durch den Pray-O-Mat 2000 behoben wissen wollen, die können wir auch selbst beheben. Denn wir können diplomatisch auf Völker einwirken, wir können bestehende Abgas-Normen einhalten. Wenn wir also das, was wir selbst tun könnten, durch Gott erledigen lassen, dann ist dieser Helfer Gott nichts anderes als unser Diener. Wir sagen ihm, was er zu tun hat, er hat es zu erfüllen.
Dabei war es doch mal anders gedacht: am Anfang hat Gott uns den Auftrag gegeben, pfleglich mit der Erde umzugehen. Wir aber drehen den Spieß um. Wir machen Gott dafür verantwortlich, das es uns nicht so gut geht, wie wir gerne wollen. Und fühlen uns im Recht. Wir tun doch was für Gott: Wir zahlen doch immerhin Kirchensteuer und kommen ab und zu zur Kirche. Das muß doch reichen, oder nicht?
(c) Jens-Erik Paul 1999fürs Laatzener Wochenblatt